Die Künstlerinnen Jeanne Jacob und Mirjam Ayla Zürcher gehen in ihrer Installation im Kabinett der Kunsthalle Luzern vom Ansatz aus, dass Denkmäler im öffentlichen Raum eine symbolische Funktion einnehmen: Sie sind Repräsentationen dessen, wer bzw. was für eine Gesellschaft von Bedeutung ist oder war. An ihnen lassen sich die jeweils herrschenden Machtstrukturen einer Gesellschaft ablesen. Weswegen die Künstlerinnen der Frage nachgehen, wer Geschichte schreibt, für wen sie geschrieben ist und welche Asymmetrien zwischen Privilegien und Diskriminierungen damit reproduziert werden. J’ai des privilèges, donc je peux thematisiert Denkmal-Setzungen demnach als Erinnerungsordnungen einer kapitalistischen, patriarchalen und rassistischen Gesellschaft, in der Geschichtsschreibung von und für alte, weisse Männer betrieben wurde. Vor dem Hintergrund von Denkmalstürzen, Verhüllungen und Entfernungen diverser Statuen im Zuge der «Black Lives Matter»-Bewegung ist der Zugang von Jacob und Zürcher brisant wie zukunftsweisend gleichermassen. Ihre künstlerische Kontextualisierung von altgedienten Zeugnissen der Gedächtniskultur bergen das Potenzial, diese Objekte in kritischer und reflektierter Weise zu rezipieren und sie als Apell einer Neuordnung von Privilegien und Diskrimierungen zu resituieren. Die multimediale Installation J’ai des privilèges, donc je peux besteht aus vier Teilen: Das Video FAQ stellt Fragen zu und über Privilegien, während das Video Grrrraaaaooooww das deformierte Löwendenkmal zeigt. Ongoing Manifesto plädiert in seiner poppigen Info-Panel-Ästhetik für mehr Solidarität und Verletz-lichkeit. Selbstdeklaration Versuch 1 setzt sich mit strukturellen Zusammenhängen zwischen individueller Laufbahn, Identität und kollektiven Determinismen auseinander.

Zusammenarbeit mit Jeanne Jacob, Multimedia-Installation, Gruppenausstellung «L21- The dark side of the lion», Kunsthalle Luzern, 2020

Fotos: Kilian Bannwart

Ausstellungsansicht
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